Arbeitspapiere zur Regionalentwicklung – Elektronische Schriftenreihe des Lehrstuhls Regionalentwicklung und Raumordnung (E-Paper) – Band 24
Nina Wahrhusen
Governance einer flächensparenden Siedlungsentwicklung durch die Regionalplanung
Eine Analyse in städtisch und ländlich geprägten Regionen
Mit dem Jahr 2020 ist der ursprüngliche zeitliche Horizont für das Nachhaltigkeitsziel der Bundesregierung zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke auf 30 Hektar am Tag erreicht. Angesichts der tatsächlichen Entwicklung des ‚Flächenverbrauchs‘ oberhalb dieses Zielwertes sowie dessen negativen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen kommt einer flächensparenden Siedlungsentwicklung nach wie vor höchste Priorität zu. Die Umwandlung von Freiraum in Siedlungs- und Verkehrsfläche erfolgt nicht nur in städtisch geprägten Wachstumsregionen. Auch in einigen ländlich-peripheren Bereichen zeigt sich trotz demografischer und struktureller Schrumpfung eine fortschreitende Flächenneuinanspruchnahme.
Die Ministerkonferenz für Raumordnung hebt in diesem Kontext die Pläne und Programme der Regionalplanung als geeignetes Instrumentarium zur Steuerung einer flächensparenden Siedlungsentwicklung hervor und betont das regionalplanerische Potenzial als Koordinator und Kommunikator bei kooperativen Prozessen. Gleichwohl konstatiert die Raumforschung der Regionalplanung diesbezüglich immer wieder ein Steuerungs- und Implementationsdefizit, welches insbesondere auf ein nicht Ausnutzen des formellen Instrumentariums sowie institutionelle Hemmnisse zurückgeführt wird. Eine Betrachtung ob der konsequenten Anwendung des zur Verfügung stehenden Instrumentariums durch die Regionalplanung liegt inzwischen einige Jahre zurück. Ein Forschungsinteresse besteht zudem hinsichtlich einer integrierenden Betrachtung ergänzender informeller Handlungsansätze.
Vor diesem Hintergrund widmet sich die Dissertation der ganzheitlichen Untersuchung regionalplanerischer Handlungsansätze zur Steuerung einer flächensparenden Siedlungsentwicklung in unterschiedlich raumstrukturell geprägten Regionen. Als Fallstudien dienen die Region Main-Rhön in Bayern, die Region Rostock in Mecklenburg-Vorpommern und die Region Stuttgart in Baden-Württemberg. Mithilfe einer Governance-Analyse werden, neben der Ausgestaltung des klassischen formellen Instrumentariums der Regionalplanung, informelle Formen der Handlungskoordination unter Berücksichtigung institutioneller wie raumstruktureller Rahmenbedingungen erfasst. Expertengespräche ergänzen die Methodik zur Identifizierung von Erfolgen und Defiziten der jeweiligen Governance-Formen sowie deren Einflussfaktoren.
Daraus abgeleitete Empfehlungen für die Weiterentwicklung regionalplanerischer Governance-Regime zielen auf die Optimierung des formellen, hierarchisch steuernden Planungsinstrumentariums, den Einsatzes ergänzender Governance-Formen in Form informeller Aktivitäten sowie die Anpassung institutioneller Rahmenbedingungen.
ISSN: 1869-3814
Seitenanzahl: 347