Thema: Initiativen und Maßnahmen im Bereich der Dorferneuerung, kommunalen Wirtschaftsförderung und dem Strukturwandel in der Landwirtschaft
Exkursionsziel: Konken, Landkreis Kusel
Termin: Freitag, 21. Juni 2019
Leitung: Dr. Robert Riehtmüller
Im Rahmen des Bachelor Studiengangs Lehramt Geographie führte der Lehrstuhl Regionalentwicklung und Raumordnung unter Leitung von Dr. Robert Riethmüller am 21. Juni 2019 eine Tagesexkursion in die Gemeinde Konken im Landkreis Kusel durch. Die Exkursionsteilnehmer informierten sich vor Ort über aktuelle Initiativen und Maßnahmen im Bereich der Dorfsanierung, der kommunalen Wirtschaftsförderung und dem Strukturwandel in der Landwirtschaft.
Im Sitzungssaal der Gemeindeverwaltung stellte der langjährige Bürgermeister Fritz Emrich im Beisein des Ortsbeirats in einem reich bebilderten Vortrag den Wandel der Gemeinde von einem Ackerbauerndorf zu einer aktiven und attraktiven Wohnortgemeinde im ländlichen Raum vor. Dabei ging er insbesondere auch auf die Bemühungen und sichtbaren Erfolge der Gemeinde ein, die Wohnortqualität des Dorfes durch Maßnahmen der Dorferneuerung und baulichen Sanierung im Bereich des historischen Ortskerns zu erhalten. Durch den zukünftigen Bürgermeister Knecht wurde anschließend in einem weiteren Vortrag anschaulich die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements und die Anstrengungen der Gemeinde erläutert ein aktives Vereinsleben zu fördern und den Wohnort sowohl für junge Familien als auch ältere Mittbürger weiterhin lebenswert und attraktiv zu gestalten. Im Jahr 2006 wurden diese Anstrengungen auch durch die Vergabe des ,,Europäischen Dorferneuerungspreis“ anerkannt und ausgezeichnet.
Während einer Ortsbegehung bekamen die Studenten anschaulich einen Eindruck von den vielfältigen Projekten zur Erhaltung der historischen Bausubstanz des Ortskerns sowie der familien- und kinderfreundlichen Gestaltung eines Neubaugebiets einschließlich eines Kinderspielplatzes. Eine wichtige Rolle spielt in Konken eine umweltfreundliche Energieerzeugung die im Neubaugebiet, z.B. durch die nah gelegene Biogasanlage eines örtlichen Landwirts sichergestellt wird. Die Straßenlaternen leuchten mit energieeffizientem LED-Licht und viele Dorfbewohner haben zusätzlich auf dem Dach Photovoltaikanlagen installiert.
Eine besondere touristische Attraktion der Gemeinde ist das Haus der „Kulinarischen Landstraße“ in dem regionale landwirtschaftliche Produkte in attraktiver Geschenkverpackung angeboten werden. Die „Kulinarische Landstraße“ ist ein geschützter Begriff und beinhaltet neben dem Laden in Konken viele Brennereien, Restaurants und Hotels im Kuseler Land.
Nach der Besichtigung des Ortskerns stand der Besuch eines landwirtschaftlichen Betriebes und ein Einblick in den landwirtschaftlichen Strukturwandel sowie eine Einführung in die Aktivitäten und Aufgaben der Flurbereinigung auf dem Programm. Der besichtigte Betrieb bewirtschaftet 300 ha Ackerfläche und betreibt neben Mastschweinehaltung die Biogasanlage, die u.a. das Neubaugebiet von Konken mit Strom versorgt. Die Biogasanlage ist eine von insgesamt 6 Biogasanlagen im Landkreis Kusel. Die Besichtigung der Maschinenhalle und der dort untergestellten landwirtschaftlichen Großgeräte wie Traktoren mit GPS-Ausstattung, Mähdreschern oder Sähmaschinen vermittelte den Exkursionsteilnehmern eindrucksvoll den kaptialaufwendigen, und auch risikoreichen Investitionsbedarf heutiger moderner Landwirtschaft.
Den Abschluss der Exkursion bildete der Besuch des Gewerbegebietes der Gemeinde, das verkehrsgünstig direkt an einer Autobahnauffahrt der BAB Trier-Kaiserslautern errichtet werden konnte. Im Gewerbegebiet haben sich u.a. eine Großschlachterei mit ca. 50 Angestellten, eine Mineralölfirma, ein radiologischer Laborbetrieb, eine Lackiererei, eine Bäckerei sowie ein Autohof mit Großtankstelle angesiedelt. Die Gemeinde weist bei rund 800 Einwohnern mit ca. 300 örtlichen Arbeitsplätzen einen positiven Pendlersaldo auf.
Die Exkursionsteilnehmer und –innen konnten sich in Konken davon überzeugen wie es einer ehemals rein landwirtschaftlich strukturierten Gemeinde gelingen kann, sich zu einem familienfreundlichen Wohnort mit prosperierendem lokalem Arbeitsplatzangebot zu entwickeln. Deutlich spürbar wird in Konken, dass die Innenentwicklung stets Vorrang hatte vor der Außenentwicklung. Durch die Umnutzung ehemals landwirtschaftlich genutzter Bausubstanz konnte der Ortskern deutlich aufgewertet und für junge Familien preisgünstiger Wohnraum geschaffen werden. Vorbildlich ist sicherlich auch das außerordentlich hohe Engagement der Dorfbevölkerung für die Ortsentwicklung und ein intaktes Vereinsleben.
Univ.-Prof. Dr. habil. Gabi Troeger-Weiß
Dr. rer. pol. Sebastian Winter
Lehrstuhl Regionalentwicklung und Raumordnung