Promotion Matthias Zürker
Cluster als neue Komponente der wirtschaftsbezogenen Raumentwicklung
Diskussion der Anforderungen, Möglichkeiten und Grenzen des Ansatzes auf Basis der Erkenntnisse einer Evaluation der Clusterpolitik Oberösterreichs
Für Unternehmen spielt der räumliche Kontext trotz internationaler Verflechtungen nach wie vor eine große Rolle. Vor allem die erfolgreichen Unternehmen einer Branche befinden sich in Standortkonzentrationen mit Zulieferern, Wettbewerbern und unterstützenden Einrichtungen – sogenannten Clustern. Aufgrund der mit Clustern assoziierten überwiegend positiven Effekte, erfuhr das Konzept seit Beginn der 1990er Jahre eine starke Anwendung. Trotz der damit einhergehenden weiten Verbreitung von Clustern sind nach wie vor Defizite in der theoretischen Diskussion des Konzeptes als auch insbesondere hinsichtlich des empirischen Nachweises seiner Wirkungen festzustellen.
Die vorliegende Arbeit hat daher zum Ziel, aufbauend auf den Erkenntnissen einer Evaluation der Clusterpolitik des Bundeslandes Oberösterreich unter Einbeziehung raumwissenschaftlicher Aspekte, Anforderungen an eine clusterorientierte Raumentwicklung zu erarbeiten und die Möglichkeiten und Chancen sowie Grenzen und Risiken dieses Ansatzes zu diskutieren.
Zu Beginn der Arbeit werden in deren ersten Teil die für diese essentiellen konzeptionellen Grundlagen in den Bereichen ’wirtschaftsbezogene Raumentwicklung’ und ’Cluster’ erarbeitet und diskutiert. Besonders im Kontext der Cluster wird herausgestellt, dass es sich bei diesen um räumlich konzentrierte Bestandteile von Wertschöpfungssystemen handelt und dass diese Bestandteile durch formelle und informelle, soziale Netzwerke miteinander verbunden sind.
Nach einer einführenden strukturanalytischen Charakterisierung des Bundeslandes Oberösterreich und einer Darstellung dessen Clusterpolitik im zweiten Teil der Arbeit, werden die Ergebnisse der Evaluation der Clusterpolitik des Bundeslandes dargestellt. Zentrale Erkenntnisse der Evaluation sind, dass die Clusterpolitik zwar sehr positive Wirkungen auf die Unternehmen und das Bundesland allgemein entfaltet konnte, diese Wirkungen jedoch nicht entscheidend für deren Entwicklung waren. Aus räumlich differenzierender Sicht konnte festgestellt werden, dass sich die Wirkungen der Clusterpolitik hauptsächlich auf den starken Wirtschaftsraum um die Landeshauptstadt konzentrieren.
Im abschließenden dritten Teil der Arbeit werden auf Basis der Erkenntnisse der vorherigen beiden Teile die Anforderungen an eine clusterorientierte Raumentwicklung diskutiert und die Möglichkeiten und Chancen aber auch Grenzen und Risiken des Ansatzes aufgezeigt. Unter clusterorientierter Raumentwicklung wird in diesem Zusammenhang die Beförderung der Entwicklung von Räumen mittels der zusätzlichen Komponente der Cluster verstanden. Um diese Beförderung auch erreichen zu können, müssen die Räume spezifische Voraussetzungen, wie etwa vorhandene wirtschaftsstrukturelle Potenziale, aufweisen. Zentrale Anforderungen, die an eine clusterorientierte Raumentwicklung zu stellen sind, werden nach Anforderungen der normativen, strategischen und operativen Dimensionen differenziert. Es wird in diesem Kontext vor allem dargestellt, dass der Staat alleine keine Cluster etablieren kann, sondern dies gemeinsam mit den Unternehmen und unterstützenden Einrichtungen als zentrale Akteure erfolgen muss. Neben den Möglichkeiten der Allokation des Kapitals an den Ort der höchsten Produktivität, der räumlichen und sachlichen Schwerpunktbildung und der Initiierung von sich selbst verstärkenden und sich selbst tragenden Prozessen bietet der Ansatz gleichzeitig die Gefahr der Fehlallokation von Kapital, der zu starken Fokussierung auf Verdichtungsräume und der Zunahme räumlicher Disparitäten.
Das Promotionsvorhaben wurde am 04. Oktober 2007 abgeschlossen. Die Dissertation ist als Band 22 in der Schriftenreihe „Materialien zur Regionalentwicklung und Raumordnung“ veröffentlicht.
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