Stadtregion Karlsruhe 2030 – Grenzen überwinden
Auftraggeber
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Laufzeit
06/2001 – 12/2002
Projektbeschreibung
Im April 2000 hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Ideenwettbewerb „Stadt 2030“ ausgeschrieben. Im Rahmen dieser Ausschreibung wurden Ansätze für die Entwicklung von Leitbildern, Visionen und Utopien in deutschen Städten und Regionen gesucht, die einen möglichst hohen innovativen Gehalt mit Konzepten zur Umsetzung, öffentlicher Beteiligung und wissenschaftlicher Fundierung verbinden sollten.
Die Stadtregion Karlsruhe wurde mit dem Thema „Stadtregion Karlsruhe 2030 – Grenzen überwinden“ als eine von insgesamt 21 Modellstädten und -stadtregionen ausgewählt. Ziel ist es, für diese Region im Rahmen des Forschungsprojektes Entwicklungsszenarien nach den Prinzipien einer nachhaltigen räumlichen Entwicklung bis zum Jahr 2030 zu erarbeiten. Der Untersuchungsraum umfasst dabei den Stadt-Umlandbereich von Karlsruhe sowie die angrenzenden Gemeinden und Landkreise der Südpfalz und des Nordelsass.
Das Forschungsprojekt „Karlsruhe 2030 – Grenzen überwinden“ war, unter Beteiligung verschiedener Institute, als Verbundprojekt angelegt. Als Verbundpartner hatte der Lehrstuhl Regionalentwicklung und Raumordnung die Federführung in einem Teilforschungsprojekt, dessen Hauptthema die Umwertung von Verflechtungen, der Umgang mit Problemen der Suburbanisierung in der Stadtregion Karlsruhe sowie die räumlich-funktionale und strukturelle Organisation im grenzüberschreitenden Kontext ist.
Im Rahmen des Projektes wurde durch die Bestandsaufnahme hinsichtlich Entwicklungen und Strukturen in der Stadtregion Karlsruhe deutlich, dass das Verhältnis von Kernstadt und Umland insbesondere durch die Abwanderung von Wohnbevölkerung und Gewerbebetrieben in das Umland geprägt ist. Durch diese Wanderungsbewegungen sind auch Veränderungen in der Sozialstruktur erkennbar. Sozial schwächere Bevölkerungsgruppen verbleiben in den hochverdichteten Altbauquartieren der Kernstadt, während sich die einkommensstärkeren Gruppen vorwiegend in den Stadtrandgebieten bzw. in den umliegenden Gemeinden ansiedeln. Des Weiteren ist mit der Suburbanisierung die Gefahr einer zunehmenden Zersiedelung der Landschaft und einer Steigung der Verkehrs- und Umweltbelastungen verbunden. Festgestellt wurde jedoch auch, dass diese grundsätzlichen Ausprägungen der Suburbanisierung im Agglomerationsraum Karlsruhe zwar prinzipiell mit anderen bundesdeutschen Städten vergleichbar sind, ihre Intensität aber etwas moderater ausfällt. Die Gründe für diese weniger stark ausgeprägte Dynamik der Suburbanisierung sind vielgestaltig. Zum einen ist zu berücksichtigen, dass es sich bei der Stadtregion Karlsruhe um einen polyzentralen Raum handelt. Zum anderen stellt der Rhein sowohl eine physische, als auch eine mentale Barriere zwischen der ehemaligen Kurpfalz und Baden dar. Die linksrheinischen Gemeinden orientieren sich, mit Ausnahme von Wörth, stärker nach Mannheim oder Speyer als nach Karlsruhe. Diese Verflechtungen sind historisch gewachsen und daher nur schwer umzukehren.
Unter Beachtung der Ergebnisse der Bestandsaufnahme und heute absehbarer Trends bis zum Jahr 2030 wurde mit der Erarbeitung von zwei gleichwertigen Entwicklungsperspektiven das Ziel verfolgt, räumlich-strukturelle als auch organisatorische Überlegungen für eine zukunftsfähige Stadtregion Karlsruhe zu formulieren. Dabei stellt sich die Region in der Konzeption „Regionale Netzstadt“, die durch eine polyzentrale, gleichberechtigte Organisationsstruktur gekennzeichnet ist, als demokratisch legitimiertes Gesamtorgan dar, das von intensiven Verflechtungen und Austauschprozessen getragen wird. Bei der zweiten Variante, der „Europäischen Kompetenzregion mit dominantem Oberzentrum“, behauptet Karlsruhe seine Stellung als prägendes Oberzentrum in der Region und baut diese mit europarelevanten Funktionen weiter aus. Die Kooperationen innerhalb der Stadtregion werden flexibel ausgerichtet und je nach thematischem Handlungsfeld variieren sowohl die Partner selbst als auch die Anzahl der an der Kooperation beteiligten Akteure.
Die Bewertung der beiden Entwicklungsperspektiven unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit bildete in einem abschließenden Schritt die Grundlage für die Formulierung von Handlungsstrategien und -empfehlungen für die Weiterentwicklung einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sowie die Umsetzung einer zukunftsfähigen Kooperation in der Stadtregion Karlsruhe. Der Endbericht des Forschungsprojektes ist in der Schriftenreihe Materialen zur Regionalentwicklung und Raumordnung des Lehrstuhls veröffentlicht.
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