Arbeitspapiere zur Regionalentwicklung – Elektronische Schriftenreihe des Lehrstuhls Regionalentwicklung und Raumordnung (E-Paper) – Band 15
Pascal Reddmann
Auswirkungen des Ausbaus der erneuerbaren Energien auf die Freiraumstruktur Deutschlands – Konflikte und Steuerungsbedarf durch die Regionalplanung
In Folge veränderter gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und der politisch anvisierten Energiewende soll die Gewinnung erneuerbarer Energien in Deutschland erheblich ausgebaut werden. Der zunehmende Raumanspruch der Anlagen schlägt sich vor allem im Freiraum nieder. Aufgrund der Raumbedeutsamkeit der Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien und ihrer vielfachen Konflikte entsteht ein Spannungsfeld mit den Ansprüchen und Belangen des Freiraums und der Freiraumstruktur. Eine wesentliche Aufgabe der Regionalplanung ist es einen Ausgleich zwischen den sich widerstreitenden Raumansprüchen zu schaffen und den Ausbau der erneuerbaren Energien zu unterstützen.
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit sich aus den Auswirkungen auf die Freiraumstruktur ein Steuerungsbedarf durch die Regionalplanung ergibt und welche Steuerungsmöglichkeiten hierzu bestehen. Hierzu wurden die in der Literatur bekannten Konflikte erneuerbarer Energien mit Freiraumfunktionen analysiert und durch Experteninterviews in vier Beispielregionen (Neckar-Alb, Nordhessen, Mecklenburgische Seenplatte und Emsland) verifiziert und ergänzt. Es wird gezeigt, dass insbesondere Konflikte mit dem Naturschutz und Landschaftsbild durch den Ausbau der erneuerbaren Energien entstehen.
Die Erfahrungen der Experten in den Beispielregionen verdeutlichen die Bedeutung regionalplanerischer Steuerung erneuerbarer Energien durch formelle Instrumente. Eine deutschlandweite Analyse von Regionalplänen kommt zu dem Ergebnis, dass Umfang wie auch Art von Festlegungen in Regionalplänen zur Steuerung erneuerbarer Energien variieren. In der überwiegenden Zahl werden verbindliche Festlegungen zur Windenergie getroffen und nur in wenigen Regionalplänen zu mehreren Formen der erneuerbarer Energien. Oftmals sind dabei Regelungsinhalte in Zusammenhang mit der Freiraumstruktur begründet oder verweisen hierauf. Am Beispiel der Windenergie wird durch die Analyse von Anlagenzahlen und regionalplanerischer Steuerung in den Regionen zudem verdeutlicht, dass die Steuerung einem Ausbau der erneuerbaren Energien nicht entgegenstehen muss.
Vor dem Hintergrund der ermittelten Konflikte erneuerbarer Energien mit der Freiraumstruktur, allgemeiner Steuerungsmöglichkeiten und regionalplanerischer Praxis in Deutschland sowie den Erfahrungen der Experten und der Analyse der Beispielregionen werden Handlungsempfehlungen entworfen. Diese werden differenziert nach den jeweils unterschiedlichen Formen der erneuerbaren Energien formuliert.
Die Steuerung der erneuerbaren Energien durch die Regionalplanung sollte dabei möglichst durch verbindliche Festlegungen bzw. Ziele erfolgen, um Konflikte mit der Freiraumstruktur zu minimieren. Hierzu sind die vorhandenen Steuerungsmöglichkeiten auszunutzen und punktuell weiterzuentwickeln. Die für den Ausbau der erneuerbaren Energien erforderliche Akzeptanz in der Bevölkerung kann durch eine stringente und verlässliche Steuerung bei Minimierung der Konflikte gestützt werden.
ISSN 1869-3814
Seitenzahl: 264
Arbeitspapiere zur Regionalentwicklung – Elektronische Schriftenreihe des Lehrstuhls Regionalentwicklung und Raumordnung (E-Paper) – Band 15
Pascal Reddmann
Effects of the expansion of renewable energies on the open space structure of Germany – Conflicts and needs for a spatial regulation by regional planning
As a result of a change in basic social conditions and the political objective of an energy transformation it is aimed to increase the use of renewable energy in Germany significantly. Renewable energy sites satisfy their increasing spatial demand predominantly in open spaces. Due to their spatial impact the sites induce a range of conflicts with the needs and requirements of open spaces and the open space structure. Balancing these diverging interests in a spatial context as well as supporting the increased use of renewable energies is a major task of regional planning.
The following study analyses to which extent impacts on the open space structure require a need for a spatial regulation by regional planning and which possibilities exist for a spatial regulation. Known conflicts between sites for renewable energies and functions of open spaces addressed in previous works are analyzed in a first step and validated and supplemented by expert-interviews in four case study regions (Neckar-Alb, Nordhessen, Mecklenburgische Seenplatte, Emsland). It is shown that due to the development of renewable energy sites in particular conflicts arise between nature and landscape functions.
Experiences in the case study regions illustrate the necessity to address/ regulate renewable energy with formal and mandatory planning instruments by regional planning institutions. The analysis of regional plans in Germany shows differences in extent and type of used planning regulations for the spatial control of renewable energy. In the majority of regional plans mandatory spatial regulations for spatial control of wind energy plants can be found. Only few regional plans include mandatory regulations for more types of renewable energies. In many cases these regulations are based on or related to impacts on the functions of open space by renewable energy. The analysis of the distribution of wind energy plants and the planning control in distinct regions shows that mandatory spatial control does not contradict the expansion of renewable energy.
Recommendations are developed on the basis of the findings of this work. Based on the found main conflict of between renewable energy and open space, and with regard to the general instruments of planning and their all-day use within the regional planning practise as well as the expert interviews and the analysis of the case study regions, specific recommendations for the different types of renewable energies are developed.
The regional planning of renewable energy should be based on mandatory regulations which minimize conflicts with open space structure. Already existing mandatory regulations should be applied and new one should be developed. Only with a reliable and stringent regional planning regime that aims to minimize the conflicts with the open space the expansion of renewable energy sites and the energy transformation can be widely accepted.
ISSN 1869-3814
Number of pages: 264