8. KL-Forum am 22. Oktober 2008: Dienstleistungen im ländlichen Raum – zukunftsfähige Strukturen selbst entwickeln

8. Kaiserslauterner Forum zum Thema Dienstleistungen im ländlichen Raum

„Dienstleistungen im ländlichen Raum“ – so lautete das Schwerpunktthema des diesjährigen „Kaiserslauterner Forums“, das gemeinsam von der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP) und dem Lehrstuhl Regionalentwicklung und Raumordnung veranstaltet wurde. Dr. Susanne Wimmer-Leonhardt begrüßte als Bürgermeisterin von Kaiserslautern die Referenten und etwa 70 Teilnehmer, die dazu eingeladen waren, in moderierten Workshops selbst Ideen für zukunftstaugliche Dienstleistungsstrukturen zu entwickeln.

Staatssekretär Dr. Carsten Kühl, der die Veranstaltung mit seiner Sicht auf die Potenziale und Chancen für ländliche Regionen in Rheinland-Pfalz eröffnete, betonte die Wichtigkeit des Dienstleistungssektors, der in Rheinland-Pfalz rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung ausmacht. Ausbaufähige Potenziale seien vor allem im Bereich der höherwertigen unternehmensbezogenen Dienstleistungen zu sehen, deren hoch qualifizierte Arbeitnehmer ihre Leistungen oft auch räumlich entfernt vom Auftraggeber abwickeln könnten. So sei beispielsweise für Wirtschaftsprüfer, Technische Büros oder Werbeunternehmen ein Standort im ländlichen Raum durchaus interessant, wenn die Infrastruktur in Bezug auf Mobilität und Datennetz stimme. Er wies diesbezüglich auf die Maßnahmen hin, die das Wirtschaftsministerium zur Förderung der höherwertigen Dienstleistungen bereits in die Wege geleitet habe, wie etwa die Breitband-Initiative Rheinland-Pfalz mit dem Ziel einer flächendeckenden Grundversorgung für schnellen Zugang zum Internet. Ebenso wichtig seien die Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs sowie Erhaltung, Sanierung und umweltverträglicher Ausbau des Straßennetzes, um die Mobilität von Mensch und Wirtschaft zu sichern.

Dass neben diesen Rahmenbedingungen noch andere Aspekte einer vorausschauenden Planung ins Gewicht fallen, gab Univ.-Prof. Dr. habil. Gabi Troeger-Weiß zu bedenken. Unter Berücksichtigung des Demographischen Wandels sei zwar ein weitergehendes überörtliches Denken nötig, das stärker als bisher die Belange älterer Menschen berücksichtige, doch dürften darüber nicht die Sicherung hochwertiger Schul- und Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche vernachlässigt werden, wenn man dem Abwandern qualifizierter junger Fachkräfte nicht weiter Vorschub leisten wolle. Zur Erhaltung einer guten Lebensqualität sei allerdings für jede Zielgruppe, für Senioren wie für junge Fachkräfte und Familien, die Entwicklung alternativer, mobiler und flexiblerer Modelle nötig, die die wohnortnahe Versorgung der ländlichen Gebiete mit öffentlichen wie privaten Dienstleistungen sicherten.

Im Anschluss an diese fachkundigen Ausführungen sammelten und diskutierten die Teilnehmer ihre eigenen Ansätze und Ideen in drei spezifischen Workshopgruppen zu den Themen „Lebendige Ortskerne“, „Bildungsdienstleistungen“ sowie „Gründung“ im ländlichen Raum. Diese Ideen wurden im Plenum präsentiert und im Zuge einer Podiumsdiskussion genauer beleuchtet. Experten wie Victor Hees, Vorsitzender der Entwicklungsagentur Bernkastel-Kues, oder Marko van Elkan vom Institut für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier erläuterten Ihre Erfahrungen aus der täglichen Praxis im Umgang mit Dienstleistungen im ländlichen Raum. Darüber hinaus betonten Otmar Weber, Agentur ländlicher Raum des Saarlandes, und Anton Frey, Leiter der VHS in Neustadt/Weinstraße, besonders die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung eines adäquaten Bildungsangebotes in den ländlichen Regionen des Landes. Welche kommunalpolitischen Strategien und Handlungsmöglichkeiten bestehen, erläuterte Winfried Werner, Landrat des Donnersbergkreises.

Dr. Joe Weingarten, Geschäftsführer der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz, bedankte sich für die engagierte Auseinandersetzung mit dem Thema Dienstleistung und wies in seinem Schlusswort auf die wichtige Funktion dieser Form des Vorausdenkens hin: „Die ZIRP versucht mit ihrem Leitprojekt Zukunftsradar 2030 durch intensiven fachübergreifenden Diskurs, sowohl Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft, als auch die Gesellschaft für zentrale Herausforderungen der Zukunft zu sensibilisieren.“ Um zum aktuellen Schwerpunkt „Produktbegleitende Dienstleistungen“ wieder ein Bild der Zukunft entwickeln zu können, werde das Thema von der Zukunftsinitiative nun mittels Experten- und sich anschließender Zielgruppenworkshops weiter vertieft.

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