Städte und Regionen stehen schon immer im Standortwettbewerb um Menschen, um Unternehmen, um öffentliche Einrichtungen und Institutionen. Dabei gibt es Städte und Regionen, die sich in diesem Wettbewerb gut positionieren und andere, die sich mit der Bewältigung von verschiedenen Wandelprozessen und neuen Herausforderungen schwertun. Als wesentliche Erfolgsfaktoren haben sich dabei stabile regionale Organisationsformen mit einem hohen Vernetzungs- und Innovationspotential sowie die strategische und gezielte Inanspruchnahme von Fördermitteln erwiesen.
Seit 1995 gibt es in Deutschland das Konzept der Metropolregionen, das funktional betrachtet Wachstum und Innovation in einer oder mehreren nahe beieinandergelegenen großen Städten einschließlich ihres Umlandes fördern soll. In den Metropolregionen wurden seitdem Organisationsformen und Steuerungsmodelle etabliert, die auf einen Prozess der regionalen (und projektorientierten) Zusammenarbeit in Verantwortungsgemeinschaften setzen und damit neue Formen einer Regional Governance darstellen.
In den USA existieren ebenfalls Ansätze zur regionalen Kooperation, jedoch bisher kein den deutschen Metropolregionen vergleichbares Konzept. Metropolregionen existieren dort hauptsächlich als größere statistische Einheiten. Nichtsdestotrotz werden sie auch in den USA als Wachstumsmotoren diskutiert und verschiedene Organisationsmodelle erprobt.
Ob und wie diese unterschiedlichen Organisationsformen und –modelle zur Zusammenarbeit einen wesentlichen Beitrag für eine nachhaltige Regionalentwicklung liefern können, wird dabei aber nicht immer beantwortet. Bei den Modellen zur regionalen Zusammenarbeit werden zumeist ökonomische Themen (auch durch die Zusammensetzung und Federführung unterschiedlicher Akteure) sowie Themen mit geringem Konfliktpotential in den Vordergrund gestellt. Inwiefern eine nachhaltige Raumentwicklung befördert werden kann, steht nicht immer im Vordergrund.
Ziel des Master-Projektes, das von Dr.-Ing. Swantje Grotheer und Dr.-Ing. Kirsten Mangels betreut wurde, war eine vergleichende Untersuchung von aktuellen Herausforderungen von Metropolregionen im Kontext der nachhaltigen Entwicklung, Ansatzpunkten und Handlungsoptionen für Regionalentwicklung und Raumordnung für eine nachhaltige Raumentwicklung sowie Organisationsformen und Steuerungsmodellen, mit der Frage, ob diese (geeignet sind) eine Regional Governance mit dem Ziel einer nachhaltigen Raumentwicklung (zu) fördern.
Die vergleichende Untersuchung wurde anhand je eines Beispiels aus Deutschland (Metropolregion Nürnberg) und den USA (Richmond, Greater Richmond Region) durchgeführt.
Eingebettet in das Masterprojekt war hierfür im Mai 2019 eine intensive Arbeitsphase mit Exkursion nach Richmond/Virginia für Fachgespräche mit dortigen verantwortlichen Akteuren in der Greater Richmond Region, dem Austausch mit Dozenten/innen der VCU sowie Studierenden des Masterstudiengangs Urban and Regional Planning. Zweck der Exkursion war es, dass die vier teilnehmenden Studierenden der Masterstudiengänge „Stadt- und Regionalentwicklung“ bzw. „Umweltplanung und Recht“ aus erster Hand lernen, wie sich die räumliche Entwicklung und Steuerung in dem amerikanischen Untersuchungsraum darstellt, d.h. einen Einblick bekommen, wie eine vergleichbare Gesellschaft sich mit ähnlichen Problemen auseinandersetzt.
Die Studierenden haben das Thema im Laufe der Bearbeitung auf den Bereich der nachhaltigen Gewerbeflächenentwicklung eingegrenzt und entsprechend eine Art Leitfaden entwickelt, der als Arbeitsgrundlage und Orientierungsrahmen hin zu einer nachhaltigen Gewerbeflächenentwicklung für die unterschiedlichen Akteure in der Metropolregion Nürnberg angesehen werden kann. Er setzt sich auseinander mit organisatorischen sowie inhaltlichen Fragen und enthält beispielhaft Leitbild, Leitziele und Projekte. Darüber hinaus stellt er aber auch ein Instrument zur Bewusstseinsbildung und Netzwerkbildung dar.
Das Transatlantische Seminar wurde auf Basis einer Kooperationsvereinbarung mit der Virginia Commonwealth University im Sommersemester 2019 zum sechsten Mal unter der Leitung von Prof. John Accordino und Dr.-Ing. Kirsten Mangels durchgeführt.