Kann ein Transatlantisches Seminar während der Corona-Pandemie funktionieren? Diese Frage stellte sich für die Studierenden zu Beginn des Sommersemesters 2020 und musste aufgrund der Reisebeschränkungen für die geplante Themenstellung eindeutig mit Nein beantwortet werden. Vor diesem Hintergrund lag es nahe die Themenstellung anzupassen und sich der Frage zu widmen welche Herausforderungen für die Regionalplanung durch die zunehmende Arbeit im Homeoffice in Zeiten der Corona-Pandemie entstehen und wie auf diese reagiert werden könnte.
Unter dem Eindruck der Kontaktbeschränkungen und der Umstrukturierung der Arbeitsabläufe von Unternehmen und anderen Arbeitgebern waren im Frühjahr und Sommer viele Beschäftigte im Homeoffice. Diese Entwicklung wurde anhand eines Szenarios von den Studierenden weitergedacht. Prämisse für dieses Szenario ist, dass jeder Beschäftigte, dessen Arbeit Homeoffice-Potenzial aufweist, dieses komplett in Teleheimarbeit ausnutzt. Die sich daraus ergebenden kurz-, mittel- und langfristigen raumrelevanten Auswirkungen werden im Szenario diskutiert und darüber hinaus die sich darauf für die Regionalplanung ergebenden Handlungsbedarfe am Beispiel der Metropolregion Rhein-Neckar ermittelt. Andere räumlich relevante Trends und Entwicklungen werden dabei ausklammert, um die Auswirkungen und Handlungsbedarfe eindeutig dem Homeoffice-Trend zuordnen zu können.
Für die Metropolregion Rhein-Neckar stellt die Projektgruppe fest, dass u.a. die Differenzen innerhalb der Raumkategorien in Bezug auf den Ausbau der digitalen Infrastruktur dazu führen, dass eine Abwanderung der Bevölkerung aus dem ländlichen Raum sowie eine Zuwanderung in die verdichtete Randzone als auch den hochverdichteten Kernraum zu erwarten ist. Damit verbunden ist durch die verringerte Nachfrage der Versorgungseinrichtungen die veränderte Bedeutung der Zentralen Orte im ländlichen Raum. Die Nachfrage verlagert sich hierbei in die Zentralen Orte der verdichteten Randzone sowie des hochverdichteten Kernraums. Veränderungen in Bezug auf den Wohnraumbedarf zeichnen sich zudem durch das Wanderungsverhalten der Bevölkerung ab. Durch die Zuwanderung und den erhöhten Platzbedarf steigt der Siedlungsdruck in der verdichteten Randzone sowie im hochverdichteten Kernraum. Weiter verlieren einige Verbindungen der verkehrlichen Infrastruktur, sowohl des MIV als auch des ÖPNV, durch den Wegfall bestimmter Pendelwege an Bedeutung.
Diese und weitere Auswirkungen lösen einen Handlungsbedarf für die Regionalplanung aus. So ist beispielsweise eine dezentrale Konzentration der Zentralen Orte, vor allem im ländlichen Raum, anzustreben, um die Versorgung, trotz zurückgehender Nachfrage, weiterhin zu stärken. Dabei ist es essenziell die Versorgung auch weiterhin zu stärken, obwohl die Nachfrage sinkt. Das Vorantreiben des Ausbaus der digitalen Infrastruktur ist Voraussetzung, um den ländlichen Raum zu stärken.