Die Auswirkungen des Klimawandels werden zunehmend in den deutschen Tourismusregionen sicht- und wahrnehmbar. Mit der steigenden Erderwärmung durch anthropogene Einflüsse steigt die globale Mitteltemperatur, nehmen Starkregen- und Extremwetterereignisse sowie Hitzeperioden und Stürme zu. Der Tourismussektor und der Klimawandel stehen in enger Wechselwirkung. Zum einen wirkt der Klimawandel auf den Tourismus ein, indem durch Extremwetterereignisse, erhöhte Temperaturen und Veränderungen des Niederschlags touristische Infrastrukturen, Angebote und die touristische Nachfrage beeinflusst werden. Zum anderen wirkt der Tourismus auf den Klimawandel ein, da durch An- und Abreise, Mobilität vor Ort, Unterkunft und touristische Aktivitäten Treibhausgasemissionen verursacht werden.
Vor diesem Hintergrund war es das Ziel des Masterprojektes sich zunächst mit den Wechselwirkungen zwischen Tourismus und Klimawandel auseinanderzusetzen und zu erarbeiten wie Tourismus nicht nur nachhaltig, sondern klimafähig werden kann. Im Rahmen des Projektes wurde eine eigene Definition von Klimafähigkeit ebenso entwickelt wie ein Katalog von Qualitätszielen und -anforderungen für einen klimafähigen Tourismus.
Zur Erprobung dieses Anforderungskatalogs und der praktischen Diskussion eines möglichen klimafähigen Tourismus in einer deutschen Tourismusregion erfolgte im Projekt weiterführend die Analyse und Formulierung von Handlungsempfehlungen anhand einer Untersuchungsregion – dem Landkreis Siegen-Wittgenstein in Nordrhein-Westfalen. Die Tourismusregion Siegen-Wittgenstein als (derzeit noch) waldreichster Kreis Deutschlands setzt ihren Fokus auf den Outdoortourismus, weshalb der Wald – der primär als Wirtschaftswald dient – eine Grundlage darstellt, die sich derzeit stark verändert. Herausforderungen durch Extremwetterereignisse wie der Sturm Kyrill im Jahr 2007, Hitze und langanhaltende Trockenheit stellen eine „heftige Dauerkrise“ dar, welche insbesondere die im Landkreis landschaftlich dominierenden Fichtenwälder zerstört.
Um die Region hinsichtlich der Klimafähigkeit zu verbessern, gleichzeitig attraktiver zu machen und einer sich veränderten Nachfrage nach klimafreundlichem Tourismus gerecht zu werden, haben die Studierenden im Rahmen des Projektes eine Vision erarbeitet, auf die alle Akteure gemeinsam im Sinne eine Klimafähigkeit hinarbeiten können: Mit dem Slogan „Siegen-Wittgenstein – cool bleiben.“ profiliert sich die Tourismusregion in mehrfacher Hinsicht: „Cool bleiben“ steht nicht nur als Hinweis auf das kühlere Klima – z.B. im Vergleich mit beliebten Urlaubszielen in Südeuropa – sondern auch für einen offenen Umgang mit den Klimawandelfolgen durch Klimaschutz und -anpassung. Diesen Umgang zeichnet aus, dass die Tourismusakteure die Herausforderung annehmen, sie proaktiv angehen und einen kühlen Kopf bewahren. Zuletzt soll durch die Sprache die wachsende junge Community an Outdoortouristen angesprochen werden. So soll auch die bei umweltbewussten Zielgruppen zu erwartende steigende Nachfrage nach klimafähigem Tourismus bedient werden.
Neben der Vision werden im Projekt ganz konkrete Handlungsvorschläge hinsichtlich einer Weiterentwicklung der Tourismusstrategie, zur Formulierung und Umsetzung einer Selbstverpflichtung für klimafähigen Tourismus, zur Kooperation der Akteure innerhalb der Region, mit anderen Regionen ebenso wie mit Fachleuten sowie zur Kommunikation der klimafähigen Angebote nach außen formuliert.
Ein Handlungsbedarf den Klimawandel als Tatsache zu begreifen und entsprechend zu reagieren, liegt – angesichts des anthropogen verursachten Klimawandels – vor. Mit der Umsetzung, der für die Tourismusregion Siegen-Wittgenstein formulierten Handlungsempfehlungen, kann sich die Region auf den Weg zur Schaffung von Klimafähigkeit im Tourismus machen. Damit ist für eine Tourismusregion der erste Schritt zum klimafähigen Tourismus getan.
Das Masterstudienprojekt wurde betreut von Dr.-Ing. Kirsten Mangels und Dr.-Ing. Swantje Grotheer.