Bericht zur Tagesexkursion vom 14.02.2020: Stadtentwicklung und Quartiersmanagement in Bad Kreuznach

Thema: Aktuelle Probleme und Potenziale der Stadtentwicklung, Vorgehensweise und besondere Herausforderungen des Stadtteilmanagements

Exkursionsziel: Bad Kreuznach

Termin: Freitag, 14. Februar 2020

Leitung: Dr. Robert Riethmüller

Im Rahmen des Studiengangs B.ED. Geographie führte der Lehrstuhl Regionalentwicklung und Raumordnung am 14. Februar 2020 unter Leitung von Dr. Robert Riethmüller eine Tagesexkursion nach Bad Kreuznach durch. Die 18 Exkursionsteilnehmerinnen und Teilnehmer informierten sich vor Ort über aktuelle Probleme und Potenziale der Stadtentwicklung und der Vorgehensweise und den besonderen Herausforderungen des Stadtteilmanagements in einem sozial schwachen Altstadtviertel.

Die Exkursionsgruppe traf sich nach individueller Anreise in der Bahnhofshalle Bad Kreuznach und begab sich dann in drei Kleingruppen auf unterschiedlichen Routen durch das Pariser Viertel zum ersten Ortstermin, der im Sitzungsaal der Stadtverwaltung stattfand. Während des 20minütigen Fußwegs durch die Altstadt sollten die Exkursionsteilnehmer einen ersten optischen Eindruck von Bausubstanz, Lebensumfeld und möglichen Stadtteilentwicklungsherausforderungen gewinnen und dazu Fragen und Anmerkungen für den späteren Termin mit dem Stadtteilentwicklungsteam notieren. Im Sitzungssaal der Stadtverwaltung wurde die Exkursionsgruppe dann von drei Mitarbeitern des Stadtplanungsamtes begrüßt und in ausführlichen und gut bebilderten Vorträgen über Hausforderung und Prioritäten der räumlichen Stadtentwicklung informiert. Dabei erläuterte die stellvertretende Leiterin des Stadtplanungsamtes zuerst Ziele und Grundsätze des Landesentwicklungsprogramms und des Regionalplans. Anschließend lag der Fokus der Präsentation auf der Umwandlung und heutigen Nutzung ehemaliger US-amerikanischer Militärstandortflächen. Die US-Army war von 1951 bis 2001 mit 3 Divisionen in Bad Kreuznach stationiert und war Stationierungsort für rund 8.000 Soldaten mit ihren Familien. Der Abzug der US Army bedeutete zunächst einen beträchtlichen Verlust an örtlicher Kaufkraft sowie lokalen Arbeitsplätzen für Zivilangestellte der US Armee. Die Stadt hat sich dieser Herausforderung jedoch erfolgreich gestellt und konnte die vollständige Konversion der ehemals militärisch genutzten Flächen schon im Jahr 2015 und damit 10 Jahre früher als ursprünglich geplant abschließen. Mit der Abwicklung der Konversionsmaßnahmen einschließlich der technischen Planung und Erschließung sowie der Vermarktung der Flächen wurde eine Entwicklungsgesellschaft beauftragt. Die meisten Flächen wurden angesichts der starken Wohnbaunachfrage saniert und zur Wohnnutzung freigegeben. Daneben entstand ein Dienstleistungs- und hochwertiger Gewerbepark mit zahlreichen neuen Arbeitsplätzen sowie ein neuer zentraler Bürgerpark. Im Anschluss an die Präsentation gingen die Vertreter des Stadtplanungsamtes gingen auf die zahlreichen Fragen der Studenten und Studentinnen ein.

Im Anschluss an den Termin mit dem Stadtplanungsamt erhielt die Exkursionsgruppe im Veranstaltungssaal des Quartiersmanagements „Pariser Viertel“ einen Überblick der Aktivitäten und besonderen Herausforderungen des Stadtteilmanagements im Pariser Viertel. Mit 2.800 Einwohnern macht das sehr dicht bebaute Viertel rund 6 % der Gesamtbevölkerung Bad Kreuznachs aus und ist mit einem knapp zwanzigprozentigen Anteil an Kindern und Jugendlichen ein sehr „junger“ Stadtteil, der im Vergleich zur Gesamtstadt (17%) einen sehr hohen Anteil an Bewohnern mit Migrationshintergrund (43%) aufweist. Durch den hohen ausländischen Anteil der Bevölkerung sind es gerade Kinder und Jugendliche, die aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse auf nur unzureichende Bildungschancen treffen. Insgesamt lässt sich das Pariser Viertel in sechs strukturelle Quartiere untergliedern und zeichnet sich durch eine diverse, oftmals mangelhafte und sanierungsbedürftige Bausubstanz mit zahlreichen Leerständen aus. Die Studierenden lernten auf diese Weise das Berufs- und Aufgabenfeld von Quartiersmanagern kennen. Diese sorgen im Viertel z.B. für die Gewaltprävention und kleinräumige Projekte in Zusammenarbeit mit den Bürgern wie beispielsweise das Projekt „Essbare Stadt“, wo öffentliche Gärten errichtet wurden, die von den Bürgerinnen gemeinschaftlich gepflegt werden.

Das Nachmittagsprogramm der Exkursion bestand aus einem großen Stadtrundgang durch die Alt- und Neustadt Bad Kreuznachs. An verschiedenen Standorten referierten die Studentinnen und Studenten dabei über ihre als Vorleistung für die Exkursion erfolgten Recherchen und schriftlichen Ausarbeitungen zu unterschiedlichen Themenkomplexen der Stadtentwicklung. Schwerpunkte dabei waren die Entwicklung des innerstädtischen Einzelhandels, Phasen der historischen Siedlungsentwicklung oder die Entwicklung des Bäder- und Wellnesstourismus der Stadt Bad Kreuznach.

 

Univ.-Prof. Dr. habil. Gabi Troeger-Weiß
Dr. rer. pol. Sebastian Winter
Lehrstuhl Regionalentwicklung und Raumordnung